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Hedwigs Glas verwandelt Wasser in Wein

Der Legende nach reichte ihr der Ehemann in schwerer Krankheit diesen Becher

Hier geht es um das Hedwigsglas, einen konischen Becher aus rauchfarbenem Glas.

Im Dom befinden sich rechts und links vom Heilig-Geist-Altar zwei in Nischen eingebaute Gräber, in denen Gebeine von Verstorbenen aufbewahrt sind, die im Dom begraben waren. Ein Teil von ihnen ist identifiziert, ein anderer anonym. Vor den Nischen sind von Prof. Hillebrand (Köln) entworfene Bronzegitter angebracht, die auf der linken Seite die Aufschrift tragen: "Was ihr seid, waren wir; wie wir sind, werdet ihr sein." Auf dem rechten Gitter stehen die Worte: "Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben" (2. Tim. 2,11). Diese Botschaft gibt neuen Mut, indem sie fortfährt: Der Tod aber bedeutet nicht Ende, nicht Untergang, nicht Vernichtung. Wer mit Christus stirbt - im Glauben an ihn - wird ein neues, ewiges Leben gewinnen.

Das Hedwigsglas in der Domschatzkammer.Die Gebeine im Dom sind in Gräbern versteckt; man kann sie nicht sehen. Im Mittelalter aber gab es Zeiten, in denen die Reliquien in kostbaren Gefäßen ausgestellt wurden, um sie den Lebenden zur intensiveren Verehrung sichtbar zu machen. Ein solches Zeigegefäß (Ostensorium) ist das in der Schatzkammer befindliche Hedwigsglas. Der Name kommt von der aus Andechs stammenden heiligen Hedwig (1174-1243), der Patronin Polens und Schlesiens. Sie war eine tief religiöse Regentin ihres Landes, die zahlreiche Klöster und Kirchen gestiftet hat. Schon 1267 wurde sie heilig gesprochen. Aufgrund ihrer Liebe zu den Armen war sie im Volke hoch angesehen.

Darum begannen die Leute unmittelbar nach ihrem Tode Gegenstände zu sammeln, die mit dem Leben der Heiligen in Verbindung gebracht wurden. Dazu gehörte auch dieses in der Schatzkammer befindliche Glasgefäß, aus dem sie getrunken haben soll. Nach der Legende hat ihr Ehemann Herzog Heinrich I. von Schlesien ihr in schwerer Krankheit mit diesem Glas Wasser reichen wollen, das dann auf wunderbare Weise in Wein verwandelt wurde.

In der Welt sind in verschiedenen Ländern insgesamt 14 Gläser dieser Art bekannt, die auch in der Kunstgeschichte offiziell unter dem Namen "Hedwigsglas" geführt werden. Während die meisten Kunsthistoriker das 12. Jahrhundert als Entstehungsdatum ansetzen, gibt es auch Hinweise auf ein noch früheres Datum, auf die Zeit der Fatimiden, die vom 10. bis 12. Jahrhundert in Ägypten, Syrien und Palästina geherrscht haben und nach Mohammeds Tochter Fatima genannt worden waren. Vielleicht haben Kreuzfahrer solche kostbaren Becher aus fatimidischen Bergkristallarbeiten nach Europa mitgebracht. Das wertvolle Hedwigsglas in der Schatzkammer ist ein konischer Becher aus rauchfarbenem Glas, in das reliefartig auf den gegenüberliegenden Seiten ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen und ein Löwe mit hochgeschwungenem Schwanz eingeschliffen worden sind.

Zwischen beiden Tieren sind ein Lebensbaum und ein dreieckiges Ornament eingefügt. Um dieses Glas als Behälter für Reliquien nutzen zu können, wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts eine aus goldenem Kupferblech bestehende Fassung geschaffen, die von einem kelchartigen Fuß getragen und von einem Deckel abgeschlossen wird, der eine ähnliche Zier wie der Fuß aufweist.

Obwohl das ganze Tragegerät künstlerisch gestaltet ist, wird doch angenommen, dass die Qualität dieser Goldschmiedearbeit für ein so kostbares Becherreliquiar nicht ausreicht. Wahrscheinlich ist eine Fassung vorausgegangen, die dem Wert des Hedwigsglases besser entspricht.

Nächstes Objekt des Domschatzes: Armreliquiar der Heiligen Margarethe

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